Geschichte
Martin Müller / Toni Arnet. Hinweise auf den geschichtlichen Ursprung von Wolhusen gibt nur der Name. Die Form «-husen» beweist ein hohes Alter (ca. 6. - 9. Jahrhundert) und deutet auf eine alemannische Gruppensiedlung mehrerer Häuser hin. Das damalige Wolhusen hat sich noch auf die fruchtbaren, vor Überschwemmungen sicheren Anhöhen beschränkt.
Die Geschichte beginnt im 11. Jahrhundert mit den Freiherren von Wolhusen, deren Wappen eine zweitürmige Burg war. Von der äussern (Wigger) und inneren (Markt) Burg aus regierten sie als bedeutendstes Herrschergeschlecht des südlichen Kantons das Entlebuch und das Rottal. Anfangs des 14. Jahrhunderts ging die ganze Gegend von fränkischer Hoheit an Österreich über, und Habsburger Vögte verwalteten von den Burgen aus das innere und äussere Amt Wolhusen. Mit der Zerstörung der Burgen nach der Schlacht bei Sempach und mit dem Übergang des Gebiets an Luzern um 1405 war Wolhusens Bedeutung geschwunden. Seit der Zugehörigkeit zur Eidgenossenschaft stand Wolhusen im Untertanenverhältnis zur Stadt und Republik Luzern und wurde von Vögten der neuen Ämter Entlebuch und Ruswil (vormals inneres und äusseres Amt Wolhusen) getrennt verwaltet.
Mit dem Twingbund von 1597 beginnt auf der linken Seite der seit dem 13. Jahrhundert bestehenden ämterverbindenden Brücke über die Kleine Emme das Leben einer Dorfgemeinschaft im Tal. Hier entwickelte sich im Kern eine Gemeinde im heutigen Sinn, wobei das Twingrecht «Artikel und Gerechtigkeit der gemeinsamen Bauernsame und Nachbarschaft in der ‹Wigern› zu Wolhusen» regelte. Seit 1657 stand dieser ersten Organisation die Kirchgemeinde zur Seite. Die Grenzen der Pfarrei mit den sogenannten vier Bruderschaften Schwarzenbach (inkl. Dorf), Hasenschwand (Steinhusen), Wolhusen-Markt und Schwanden (Werthenstein) bildeten bis zur Staatsumwälzung von 1798 die Gebietsabgrenzung.
1798 ging mit dem Untergang des Ancienrégime und dessen Ablösung durch die Helvetik das Untertanenverhältnis gegenüber der aristokratischen Regierung von Stadt und Republik Luzern zu Ende. Als Folge dieser Staatsumwälzung entstanden um 1803 die politischen Gemeinden heutiger Prägung. Innerhalb der pfarreilichen Grenzen von Wolhusen entstanden zwei politische Gemeinden: Wolhusen-Wiggern und Wolhusen-Markt. Während die Gemeinde Wolhusen-Markt nur bis 1854 Bestand hatte und dann mit der Gemeinde Werthenstein vereinigt wurde, blieb die Gemeinde Wolhusen-Wiggern, das heutige Wolhusen, bis in die jetzige Zeit gebietsmässig unverändert. 1814 erfolgte die Eingliederung in das Amt Sursee (vorher Entlebuch), und 1831 erhielt die Gemeindeorganisation ihr seither kaum verändertes Gesicht mit Einwohner- und Ortsbürgergemeinde sowie einem von der Einwohnergemeinde gewählten Gemeinderat von drei Mitgliedern. Nach der Einführung des Frauenstimmrechtes kamen 1971 zwei weitere Mitglieder zum Gemeinderat, und im Jahre 1985 wurden die Einwohner- und Bürgergemeinde zu einem einzigen Gemeinwesen zusammengelegt.
Die wirtschaftliche und bauliche Entwicklung ist stark von der geografischen Lage des Dorfes beeinflusst. Obwohl zwar die Durchgangsstrasse schon im 17. Jahrhundert ins Tal verlegt wurde, begann der wirtschaftliche Aufschwung erst mit den Eisenbahnbauten von 1875 (SBB Luzern - Bern) und 1895 (VHB Wolhusen - Huttwil). Zum Bestehenden, Landwirtschaft und Handwerk, gesellte sich nämlich um die Jahrhundertwende die Industrie, die sowohl die verkehrsmässig günstige Lage als auch die vorhandene Wasserkraft zu nutzen wusste. Mit dieser Entwicklung einhergehend wuchs auch die wirtschaftliche Prosperität der Gemeinde, und die vorher während Jahrzehnten stagnierende Bevölkerungszahl verdoppelte sich innerhalb des Zeitraumes von 1890 bis 1950. In jüngerer Zeit entwickelte sich Wolhusen mehr und mehr vom Industrieort zu einem regionalen Gewerbe- und Dienstleistungszentrum. Wie einst die Burgen, so manifestieren heute viele regionale Bauten, Einrichtungen und Dienstleistungsbetriebe die Bedeutung von Wolhusen als Subzentrum der Luzerner Landschaft.